Als Alleinerziehende auf Weltreise

Alleinerziehende auf Weltreise

Ein Interview mit Weltenbummlerin Silke Siegel

Abflug in Frankfurt am Main

Abflug zur Weltreise – Bild: Silke Siegel

Die Frankfurter Eventmanagerin Silke Siegel (48) erfüllte sich 2017 ihren Lebenstraum und reiste mit ihrer damals 4-jährigen Tochter in 100 Tagen um die Welt. Über ihre aufregende Reise als Alleinerziehende hat sie ein Buch geschrieben
Wie ich mit meiner Tochter um die Welt reiste” und ein Hörbuch veröffentlicht. 14 Länder bereiste sie, u.a. Hotspots wie
Dubai, Indien, Malaysia, Singapur, Thailand, Hawaii, Kalifornien und Las Vegas. In ihrem Buch gibt sie Tipps für Reisevorbereitungen und was man gesehen haben sollte. Außerdem macht Silke Siegel Alleinerziehenden und Familien Mut, ihren Traum von der Weltreise umzusetzen. Das Buch ist spannend zu lesen, und ich würde am liebsten sofort mit meinem Sohn den Rucksack packen und auf Weltreise gehen. Leider sitzen wir momentan im Lockdown zu Hause und können vom Reisen wirklich nur träumen. Hoffentlich ist es 2021 wieder möglich.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, eine Weltreise zu machen?

Silke Siegel: Ich bin schon immer gerne gereist. Nun, das ist ja nichts Außergewöhnliches. Aber hätte mir jemand zum Jahreswechsel 2017 gesagt, dass ich in diesem Jahr eine Weltreise unternehmen würde, hätte ich ihn wahrscheinlich nur erstaunt angelächelt. Aber manchmal verläuft das Jahr nicht so wie geplant. Und so war es dann auch.

Im Sommer 2017 hatte ich mehrere berufliche Herausforderungen zu meistern und das hat mich dazu veranlasst, mich selbst zu reflektieren. Dabei kam der tiefe Wunsch an die Oberfläche, eine lange Reise zu unternehmen, durchzuatmen, mich selbst zu verwirklichen. Das wollte ich sowieso schon lange machen, habe es aber immer hintenangestellt. Und jetzt war genau der richtige Zeitpunkt gekommen, den Traum zu verwirklichen.

Aus einer fixen Idee wurde ein Plan und mit dem Finger über die Weltkarte entstand schnell eine schöne Reiseroute. Denn eins war klar: Ich fahre nicht alleine. Meine Tochter muss natürlich mit.

Ich bin alleinerziehend und glücklicherweise war meine Tochter damals noch im Kindergarten. Wer oder was sollte uns da noch aufhalten? Selbst mein Arbeitgeber war schnell überzeugt und innerhalb kürzester Zeit stand die Route fest und ich habe alles geplant. Von der ersten Idee bis zum Reisebeginn waren es nur vier Monate.

Hast Du Dir ganz gezielt Deine Reiseländer ausgewählt?

Oahu

Oahu – Bild: Silke Siegel

Silke Siegel: Ja, die Reiseroute war nicht zufällig. Ich wollte schon immer nach Hawaii und es war klar: Das ist das Hauptziel. Da ich insgesamt 3,5 Monate für die Reise angesetzt hatte, stand fest, dass wir uns nicht hetzen müssen und dennoch genug sehen werden. Was mich an Hawaii immer abgeschreckt hat, war die lange Hin- und Rückreise. Und jetzt war alles in eine Weltumrundung eingebettet.

Die finale Reiseroute war von mehreren Komponenten geprägt. Ich habe schnell damit geliebäugelt, eine Strecke per Schiff zurückzulegen. Erstens, um viele verschiedene Länder zu sehen und zweitens, um den Komfort zu haben und drittens, langsam zu reisen. Eilig hatten wir es nicht. Mit dem Schiff Transasien sind wir von Dubai nach Bangkok gefahren und haben u.a. Halt in Indien, Malediven, Malaysia und Singapur gemacht.

Zudem hatte meine Mutter (damals 83 Jahre) Interesse bekundet, uns auf der Reise zu besuchen. Aus diesem Grund waren wir zusammen auf einer zweiwöchigen Thailand-Rundreise. Das war total schön, da wir sehr nette Mitreisende kennenlernten.

Mit dem Finger auf der Landkarte folgten die nächsten Stopps: Taiwan und Japan. Danach ging es für einen Monat nach Hawaii. Wir haben vier der sechs Inseln gesehen und lieben gelernt. Auf dem Rückweg sind wir über Kalifornien und Las Vegas nach 102 Tagen wieder in Frankfurt gelandet.

Hast Du Spielzeug für Deine Tochter mitgenommen oder hat sie unterwegs andere Kinder zum Spielen getroffen?

Silke Siegel: Ich hatte es meiner Tochter freigestellt, ob sie ein paar Spielsachen mitnehmen möchte. Das war nicht der Fall – und letztendlich auch gut so. Einzig und allein eine Puppe hat sie begleitet: Luzie. Unterwegs haben wir ein paar Spielsachen eingesammelt – aber größtenteils wieder verabschiedet. Erst am letzten Stopp in Las Vegas hat sie ein paar Geschenke bekommen, da sie einen Tag nach unserer Rückkehr Geburtstag hatte.

Mein Grundgedanke war: Es gibt auf der ganzen Welt etwas zum Spielen. Man muss nur die Augen offenhalten. Ob es schöne Steine, Muscheln oder andere Fundsachen sind, kleine Kinder haben viel Fantasie und finden immer etwas zum Spielen.

Vor allem auf der Schifffahrt und bei der Rundreise hatte sie deutschsprachige Spielkameraden und viel Spaß mit ihnen. Danach waren wir auf uns allein gestellt und der Kontakt beschränkte sich auf Begegnungen am Strand oder Spielplätzen. Es ist erstaunlich, wie Kinder trotz unterschiedlicher Sprache schön miteinander spielen können.

Gab es gefährliche Situationen für Dich mit Kind?

Las Vegas

Las Vegas – Bild: Silke Siegel

Silke Siegel: Ich bin mit einem Urvertrauen auf die Reise gegangen, dass mir und meiner Tochter nichts passiert. Deshalb habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Natürlich gibt es Momente, in denen Du dankbar bist, dass alles gut verlaufen ist. Ich möchte mich auf drei Situationen beschränken, die mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind, die anderen habe ich verdrängt oder gar nicht als gefährlich wahrgenommen, denn es kann immer und überall etwas passieren, auch wenn man nicht auf Reisen ist:

Alkoholisierte Streuner
In Hawaii waren wir zeitweise mit einem RV (Auto mit Schlafgelegenheit) unterwegs, um flexibler zu sein und mehr Abenteuerfeeling zu genießen. Manchmal sind wir nicht auf Campingplätze gefahren, sondern haben abends einfach da angehalten, wo es uns gefallen hat. Einmal standen wir in Maui auf einer Nebenstraße direkt an der Küste. Meine Tochter hat schon geschlafen und ich stand noch ein bisschen draußen und habe den Wellen zugeschaut. Dort hat mich ein junger Mann angesprochen. Er war stark alkoholisiert und auf der Suche nach einem Gespräch. Mir war das – wegen seinem Zustand – von Anfang an unangenehm. Ich war mir sicher, dass er nicht weiß, dass meine Tochter hinter mir im Auto liegt. Nach ein paar netten Floskeln habe ich mich dann direkt wieder ins Auto verkrochen und abgeriegelt. Für ihn war das Gespräch aber nicht beendet und er signalisierte mir durch das Fenster, dass er noch weiterreden möchte. Da habe ich natürlich die Luft angehalten. Zum Glück ist er dann friedlich abgezogen…

Kindlicher Leichtsinn
Am berühmten Schild in Las Vegas reihen sich Menschenschlangen, um ein Foto zu machen. Wir mussten natürlich auch eins schießen und haben uns artig in die Reihe gestellt. Meiner Tochter war langweilig und sie ging ein bisschen auf Erkundungstour – natürlich nur in Sichtweite. Sie konnte es nicht lassen, durch das Geländer zur Straße zu blicken und schwups war ihr Kopf im Geländer steckengeblieben. Ich bekam einen Riesenschreck und sah vor meinen Augen schon eine Feuerwehrbrigade, die mit Schweißgeräten meine Tochter befreit. So schlimm war es zum Glück nicht. Mit meiner Hilfe war ihr Kopf wenige Sekunden später wieder frei und außer einem Riesenschreck hatte sie keine bleibenden Schäden zurückbehalten.

Goa

Goa – Bild: Silke Siegel

Gesundheitliche Probleme
Die für mich kritischste Situation war allerdings wieder auf Hawaii auf der Insel Big Island. Dort gibt es noch aktive Vulkane und wir erlebten dort einen schönen Tag im Nationalpark. Wir planten eine kurze Wanderung zu einem erkalteten Lavafeld. Deshalb stiegen wir aus dem Auto und stapften los, ohne etwas mitzunehmen. Der Weg war allerdings länger, steiler und beschwerlicher als erwartet und kurz bevor wir unten ankamen, merkte ich, dass ich in einem massiven Unterzucker gelaufen war. Ich bin Diabetikerin. Im Unterzucker wird mir schwindelig und ich könnte sogar im schlimmsten Fall in Ohnmacht fallen. Dennoch schaffte ich es bis nach unten, musste aber, benommen wie ich war, erstmal eine Pause machen. Zum Glück – und da waren wirklich nicht viele Leute unterwegs – kam uns ein freundliches Paar entgegen, die ich fragen konnte, ob sie etwas Zuckerhaltiges dabei hatten. Die zwei waren klasse, denn nach zwei Schokoriegeln und einem Apfel war ich wieder fit. Hätte ich die beiden nicht getroffen, wären die Folgen unvorstellbar gewesen. So war ich aber schnell wieder auf den Beinen und konnte kurz darauf den Aufstieg zurück zum Auto antreten. Das war natürlich meine Dummheit, mich in so eine kritische Situation zu bringen und ja, ich weiß es natürlich besser. Aber manchmal sind die Dinge halt so, wie sie sind.

Wie teuer ist so eine Weltreise?

Silke Siegel: Nach vielen Berufsjahren konnte ich mir den Luxus erlauben, eine 102 tägige Weltreise zu machen. Ich hatte nicht explizit dafür gespart, aber als die Gelegenheit da war, war mir klar, dass wir schon kostenbewusst, aber nicht spartanisch reisen werden. Das Teuerste an der Reise waren die Unterkünfte und die Verpflegung. Der Transport, also Flüge, Züge, Auto oder Schiff machten nicht den Löwenanteil aus. Für mich und meine Tochter gab ich rund 20.000 Euro aus – und ich würde es jederzeit wieder tun.

Vielen Dank für das Gespräch!
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